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Werder Bremen beweist „Moral“ und erkämpft sich einen Punkt in Dortmund – Dramatisches 2:2 im Signal Iduna Park
Am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga lieferten sich Borussia Dortmund und Werder Bremen ein mitreißendes Duell, das am Ende 2:2 unentschieden ausging. Für den BVB, der auch unter Interimscoach Mike Tullberg auf den ersten Pflichtspielsieg des Jahres wartet, war dieses Ergebnis ein weiteres Kapitel im Kapitel der Unruhe. Für Werder Bremen hingegen war das Remis ein Beleg für eine außergewöhnliche kämpferische Moral – wenn auch nach einer desaströsen ersten Stunde. Die von beiden Mannschaften gezeigten Leistungen offenbarten Licht und Schatten und lieferten reichlich Gesprächsstoff.
Ein Spiel mit zwei Gesichtern: Werder lange nur Zuschauer
Die Partie begann in einer intensiven Atmosphäre vor über 81.000 Zuschauern und entwickelte gleich in den ersten Minuten eine Dynamik, die nervenaufreibende Spannung versprach. Werder Bremen agierte in der ersten Stunde allerdings erschreckend passiv. Trainer Ole Werner hatte seine Mannschaft augenscheinlich darauf eingestellt, kompakt zu stehen und auf Konterchancen zu lauern. Statt gewinnbringender Aktionen erlebte man allerdings eine grün-weiße Elf, die weder zielgerichtet das Dortmunder Tor suchte noch die Überzahl nach einem frühen Platzverweis für den BVB zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
Als Nico Schlotterbeck in der 21. Minute nach einer Notbremse gegen Marco Grüll mit Rot vom Platz gestellt wurde, hätte dieser Moment der Wendepunkt für Werder sein können – doch genau das Gegenteil war der Fall. Dortmund agierte trotz Unterzahl aggressiver und zielstrebiger; die Bremer hingegen wirkten zögerlich und verunsichert.
Die Konsequenz: Serhou Guirassy brachte den BVB in der 28. Minute mit einem präzisen Kopfball in Führung, nachdem Julian Brandt eine starke Flanke in den Strafraum gebracht hatte. Bei so viel Passivität seitens der Gäste blieb BVB-Torhüter Gregor Kobel weitgehend beschäftigungslos. Und wenn es für die Werder-Defensive in der zweiten Halbzeit nicht ohnehin schon kompliziert genug war, schoss Innenverteidiger Marco Friedl in der 51. Minute den Ball nach einer scharfen Hereingabe von Guirassy unglücklich ins eigene Tor – 2:0 Dortmund. Eine Stunde lang wirkte es, als wäre Werder ein Schatten seiner selbst.
Der Wendepunkt: Werders Qualität von der Bank bringt Erweckung
Doch dann drehte sich das Blatt – und zwar schlagartig. Ole Werner bewies ein glückliches Händchen mit einem Dreifachwechsel in der 60. Minute. Mit Leonardo Bittencourt, Issa Kaboré und Justin Njinmah kamen nicht nur frische Beine, sondern auch neuer Schwung in das Bremer Spiel. Und insbesondere Leonardo Bittencourt sorgte für den lange ersehnten Impuls: Nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung fasste er sich ein Herz und setzte aus gut 20 Metern zu einem sehenswerten Direktschuss an, der unhaltbar für Gregor Kobel im Dortmunder Tor einschlug (65. Minute). Ein Tor, das sinnbildlich für Bittencourts Offensivpotenzial und seine Fähigkeit, in engen Spielen entscheidend zu wirken, steht.
Ab diesem Moment war Werder im Spiel angekommen – und Dortmund begann sichtlich zu wackeln. In der 72. Minute war es schließlich der formstarke Marvin Ducksch, der, mustergültig von Jens Stage bedient, die Dortmunder Defensive überlistete und den Ball eiskalt zum 2:2 im Netz versenkte. Der Torjubel des gebürtigen Dortmunders, der für die Jugend des BVB gespielt hatte, fiel zurückhaltend aus – doch für die Bremer Mannschaft war der Treffer ein emotionaler Weckruf. Werder roch nun förmlich am Sieg und drängte in den letzten 20 Minuten auf eine Wiederholung des 3:2-Sensationssiegs im Signal Iduna Park aus dem Jahr 2022.
Spannende Schlussphase, aber kein Happy End
In der Schlussphase wogte das Spiel hin und her, doch weder Werder noch Dortmund gelang der befreiende Siegtreffer. Die Bremer kamen der Entscheidung zwar noch gefährlich nahe, als Leonardo Bittencourt eine Abnahme in der Nachspielzeit scharf auf das Dortmunder Gehäuse abfeuerte, doch Gregor Kobel war auf dem Posten und parierte stark. Auch der BVB hatte noch einen gefährlichen Freistoßmoment durch Pascal Groß, doch Maximilian Beier scheiterte aus kurzer Distanz.
Am Ende blieb es nach 90 Minuten bei einem leistungsgerechten 2:2. Dortmund zeigte sich spielerisch verbessert, aber erneut zu instabil im defensiven Umschaltspiel. Werder hingegen bewies einmal mehr, dass man in der Lage ist, Rückstände aufzuholen – jedoch auch, dass ein erfolgreicher Start ins Spiel Pflicht ist, um größere Ambitionen in der Bundesliga zu verwirklichen.
Werder Bremen eröffnet den 20. Spieltag am Freitagabend (20:30 Uhr) im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05. Dort soll die Moral, die man an diesem Spieltag bewiesen hat, in einen weiteren vollen Erfolg umgemünzt werden. Borussia Dortmund reist am Samstag nach Heidenheim, tritt aber vorher noch am Mittwoch in der Champions League gegen Schachtar Donezk an.
Aufstellungen:
Dortmund: Kobel – Ryerson, Can, Schlotterbeck, Bensebaini – Groß, Nmecha (12. Sabitzer), Brandt (77. Anton) – Karim Adeyemi (61. Duranville), Guirassy, Gittens (61. Beier) – Trainer: Mike Tullberg
Bremen: Zetterer – Veljkovic, Friedl, Jung – Lynen (60. Bittencourt), Weiser, Köhn (60. Kaboré) – Stage, Romano Schmid – Grüll (60. Njinmah), Ducksch (87. Burke) – Trainer: Ole Werner
Stimmen zum Spiel:
Ole Werner (Trainer Werder Bremen):
„Man kann von einem Punktgewinn sprechen, wenn man am Ende einen holt, weil man dann einen mehr hat als vorher. Trotzdem sind wir mit den ersten 60 Minuten überhaupt nicht zufrieden, weil wir überhaupt nicht das umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen haben. Abgesehen von der Aktion, die zur Roten Karte führte, waren wir gar nicht im Spiel. Es ist wichtig, dass du auch bei einem 0:2-Rückstand weiter machst. Wir haben diesen Anschlusstreffer gebraucht, um überhaupt mal in diesem Spiel anzukommen. Dann hatten wir den Glauben, dass hier was drin ist. Dass wir diese Moral zeigen, da kann ich nur den Hut vor der Mannschaft ziehen.“Mike Tullberg (Interimstrainer Borussia Dortmund):
„Wenn man zuhause 2:0 führt als Borussia Dortmund, dann will man auch gewinnen. Ich kann den Jungs aber keinen Vorwurf machen, vor allem nicht in unserer jetzigen Situation. Sie haben sich in alles reingeschmissen, viel Leidenschaft gezeigt.“
Schaut euch auch gerne unsere Nachbericht bei YouTube für Borussia Dortmund – Werder Bremen an:
Weiterführende LINKs zum Nachbericht von Borussia Dortmund – Werder Bremen findet ihr hier:
– Bundesliga Spieltagsstatistik